Am 9. Januar 1753 suchte Rosina Trebis den Gerichtsdirektor Christoph Haubold Schatter auf, um sich über die Großhermsdorferin Maria Stengler zu beschweren. Diese habe sie beschimpft, sie solle sich nach Hause, nach Breitingen, zu ihrer Hurenversammlung scheren und ihren Sohn Christian in Ruhe lassen. Christian Stengler besaß bereits seit 1749 den väterlichen Bauernhof. Sein Vater war gestorben und seine Mutter lebte als Auszüglerin bei ihm. Geschwister hatte er nicht auszahlen müssen. Auf diese Weise war er wirtschaftlich auch recht gut gestellt. Die meisten Bauernsöhnen befanden sich keineswegs in einer so günstigen Lage. Sie mussten auf eine gute Partie warten. Christian Stengler hingegen war nicht wie sie gezwungen auf Gedeih und Verderb eine begüterte Bauerntochter zu heiraten, mochte sie auch noch so hässlich sein. So hatte er sich denn offensichtlich in die Breitingerin Rosina Trebis verliebt und hatte vor, sie zu heiraten. Rosina Trebis diente auf dem Rittergut als Magd. Ihre Eltern aber besaßen weder Gut noch Geld. So eine Schwiegertochter paßte aber Maria Stengler überhaupt nicht. Wenn sie Rosina Trebis wieder bei ihrem Sohn erwische, so drohte sie, werde sie die Hure aus dem Haus werfen.
Nun hatte Rosina Trebis dies vor Gericht gebracht. Maria Stengler verteidigte sich, indem sie behauptete, ihr sei zu Ohren gekommen, das Liebchen ihres Sohnes sei in ihrem Heimatort als Hure bekannt. Eine Quelle für dieses Gerücht konnte sie allerdings nicht angeben. Da sich Christian Stengler bei seiner Vernehmung auch zu seiner Liebe bekannte, zog die Mutter den kürzeren. Sie wurde wegen Verleumdung zu einer Geldstrafe verurteilt und musste Rosina Trebis Abbitte leisten.
Wer freilich meint, damit hätte auch die Liebe einen Sieg davon getragen, irrt. Kurze Zeit später verklagte Maria Stengler ihren Sohn. Er solle unverzüglich alle Gelder an sie zahlen, die ihr aus dem Gutskauf zustünden. Dazu ist Christian Stengler jedoch von heute auf morgen nicht in der Lage. Seine Mutter hat ihn in der Hand. So kommt es, dass er, noch sich ehe das Jahr seinem Ende zuneigt, heiratet. Doch nicht Rosina Trebis ist seine Braut. Gezwungenermaßen führt er eine reiche Bauerntochter zum Traualtar.
Geschrieben von Dr. Hans-Jürgen Ketzer (2001)