Als die revolutionären Bestrebungen im März 1848 auch Sachsen erreichten, herrschten in Lobstädt noch konservative Kräfte vor. Der Ortspfarrer Alexander Bernhard Zürn regte gemeinsam mit dem Zöpener Rittergutsbesitzer August Ferdinand Stockmann eine „Ergebenheitsadresse“ an den König an. Von vielen Einwohnern unterzeichnet, wurde das Schreiben nach Dresden gesandt.
Mitte des Jahres hatte sich jedoch die Stimmung merklich gewandelt. Die Begeisterung für Freiheit, Gleichheit aller Stände und Aufhebung feudaler Lasten hatte auch die Lobstädter Bevölkerung erfaßt. Selbst der allgemeinen Volksbewaffnung schloß man sich an. Zwei Kompanien einer Kommunalgarde wurden gebildet.
Pfarrer Zürn, ein Gegner dieser Bestrebungen, schrieb später darüber: „Man exerzierte, marschierte und schoß, als ob der Feind schon im Lande wäre – Alles ein großes Spiel!“
Höhepunkt der Lobstädter Ereignisse im Revolutionsjahr waren die Feierlichkeiten anlässlich der Fahnenweihe der Kommunalgarde am 24. September. Sie dauerten zwei Tage. Der ganze Ort war mit Fahnen und Girlanden geschmückt. Die Männergesangvereine sangen Freiheitslieder. Die schwarz-rot-goldene, mit grünen und weißen Fransen geschmückte Fahne kostete 70 Taler, ein wahrhaft stolzer Preis!
Zum Appell trafen Kommunalgarden aus dem gesamten Amtsbezirk ein. Er ging als größte revolutionäre Kundgebung des Bornaer Landes in die Geschichte ein. Nach dem Vorbild der Lobstädter Fahnenweihe fand am 8. Oktober ein solches Ereignis auch in Kahnsdorf statt.
Geschrieben von Dr. Hans-Jürgen Ketzer (2003)