Zu den wichtigsten Persönlichkeiten, die während der 48er Revolution im Bornaer Land wirkten, zählt Alexander Clarus Heinze. 1806 in Leipzig als Sohn eines angesehenen Pädagogen und Schulleiters geboren, bricht er sein Jurastudium schon nach einem Semester ab, um in die Dresdner Kadettenanstalt einzutreten. Doch auch in den Reihen der königlich-sächsischen Armee hält es den frisch gebackenen Fahnenjunker nicht lange. 1828 nimmt er seinen Abschied und zieht als Freiwilliger in den griechischen Befreiungskrieg gegen die Osmanen. In südlichen Gefilden bringt er es allerdings bis zum Major der Artillerie und Kommandanten der Festung Nauplia. Mit mehreren Orden dekoriert, nimmt er 1844 als Oberstleutnant seinen Abschied aus der griechischen Armee. Versuche, sich als Schriftsteller zu etablieren, scheitern. Heinze ist ein Mann der Tat, Schreibtischarbeit liegt ihm nicht.
Alexander Clarus Heinzes Weg in den Dresdner Landtag
1847 kauft er ein kleines, verschuldetes Bauerngut in Heuersdorf und macht sich mit Feuereifer an dessen Umgestaltung. Innerhalb eines Jahres wird das Wohngebäude abgerissen und durch ein neues, mit städtischem Aussehen ersetzt.
In einem nach der Revolution erstellten Gutachten über ihn wird die Frage gestellt: „Ob dieser Besitz ihn erst in die politischen Parteibestrebungen hineingezogen hat, oder ob derselbe als Handhabe dienen sollte, um in demselben emporzukommen, muß dahingestellt bleiben.“ Tatsächlich dient ihm der Grundbesitz als Sprungbrett für seine politische Karriere. Um in die zweite Kammer des sächsischen Landtags gewählt zu werden, muß man mindestens 10 Taler Landsteuer pro Jahr zahlen. Diese Bedingung erfüllt Heinze durch seinen Gutskauf. Nach der Wahlrechtsreform 1848 kann er damit sogar in die erste Kammer gelangen. Als das Parlament am 11. Januar 1849 in Dresden eröffnet wird, sitzt Alexander Clarus Heinze als überlegener Sieger der Wahlkreise 25, 26 und 27 in seinen Reihen. Daß er hier jene radikal-demokratische Politik fortsetzen wird, die er 1848 als Gründer und Präsident des „Deutschen Vereins“ am Bahnhof Kieritzsch begann und später in den Reihen des „Vaterlandsvereins“ Kleinstolpen weiterführte, steht außer Frage.
Ein Heuersdorfer kommandiert den Dresdner Aufstand
Am 3. Mai 1849, an einem Donnerstagabend wird dem griechischen Oberstleutnant und Heuersdorfer Bauerngutsbesitzer Alexander Clarus Heinze das Kommando der Dresdner Kommunalgarden übertragen. Er ist der einzige hochrangige Militär in den Reihen der Demokraten. Deshalb kommt seine Ernennung nicht überraschend. Heinze weiß, wie aussichtslos ein Aufstand ist, sollte der sächsische König die herbeigerufenen preußischen Truppen einsetzen. Er hofft immer noch auf ein Einlenken des Monarchen.
Am Montag hat dieser den Landtag aufgelöst, nachdem die Abgeordneten darauf bestanden, Sachsen solle die von der Deutschen Nationalversammlung beschlossene Verfassung annehmen.
Am 3. Mai spitzt sich die Lage zu, als die Volksmenge während einer Demonstration für die Reichsverfassung das Zeughaus zu stürmen versucht und seitens des Militärs Schüsse fallen. Energische Maßnahmen sind gefragt. Heinze ergreift sie. Er lässt Waffen beschlagnahmen, fordert Unterstützung aus den umliegenden Gemeinden an und nimmt Verhandlungen mit dem königlichen Stadtkommandanten auf. Für die entstehenden Barrikaden erlässt er eine eigens ausgearbeitete Barrikadenordnung.
Doch die Entwicklung besitzt eine Eigendynamik, die auch er nicht beherrschen kann. Auf der einen Seite steht der König, der jeden Kompromiss ablehnt, auf der andern drängen sich Kräfte in den Vordergrund, die allein auf den bewaffneten Aufstand setzen. Diese sorgen dafür, daß das Opernhaus und Teile des Zwingers, da sie im Schussfeld liegen, in Brand gesteckt werden. Heinze will und kann dies nicht mit tragen. Am 7. Mai lässt er sich gefangen nehmen.
Dessen ungeachtet wird er wegen Hochverrats zum Tod verurteilt, später allerdings zu lebenslanger Zuchthausstrafe begnadigt. 1856 stirbt Heinze, schwer krank, im Waldheimer Gefängnis.
Geschrieben von Dr. Hans-Jürgen Ketzer (2003)