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Vom Nasspressstein zum Brikett

Im Jahr 1875 unterhielten im heutigen Südraum Leipzig die Braunkohlenwerke „Gewerkschaft Fuchshain“ bei Naunhof, „Gottes Segen“ bei Dittmannsdorf, „Maria“ auf Witznitzer Flur, die „Actiengesellschaft Glückauf“ zu Blumroda, die „Actiengesellschaft Frohburger Kohlenwerke“ in Benndorf, die „Gewerkschaft Grube Mansfeld“ bei Kulkwitz und die „Actiengesellschaft Borna-Lobstädt“ Betriebe, welche Nasspressteine herstellten und vertrieben.

Diese Brennstoffziegel wurden aus unbehandelter Rohbraunkohle geformt, um das Material für Heizzwecke nutzbar machen zu können. Notwendig waren diese Riegel, da es in unserer Gegend an Holz mangelte.

Bevor Nasspresssteine maschinell hergestellt werden konnten, vermengte man Kohle und Wasser zu einem Brei und modellierte sie durch Einstreichen in Formkästen. Braunkohle, die zu maschinell gefertigten Nasspressteinen geformt werden sollte, walzte man zuerst, durchfeuchtete sie mit Wasser und presste sie. Anschließend worden Handstreich- wie Nasspresssteine an der Luft getrocknet. Jedoch schwanden nassgeformte Braun­kohlenziegel während des Trocknens sehr stark und waren dadurch rissig, so dass sie empfindlich gegenüber Bruch und Feuchtigkeit waren – da Eisbildung Nasspresssteine außerdem sprengte, konnte man sie nur im Sommer fertigen.

Der Chemiker Dr. A. S. Nettl aus Frankenberg verglich die Heizwerte der Produkte aus dem Braunkohlenwerk der „Actiengesellschaft Borna-Lobstädt“ mit den Brennstoffen um­liegender Bergbaureviere.

In ihren Spitzenjahren um 1895 brachten die Braunkohlenwerke Lobstädt-Borna jährlich rund 10 000 000 Nasspresssteine aus. Damit bildete das Werk jedoch eine Ausnahme. Die meisten Betriebe waren so klein, dass sie nur mehrere 100 000 Ziegel herstellen konnten.

Mit der Einführung des Röhrentrockners verlor dieser Brennstoff an Bedeutung. Die um 1900 entstandenen großen Werke wurden durchweg mit den zylindrischen und mit Heizrohren versehenen Öfen ausgestattet. Vor dem Brikettieren entzogen sie der gemahlenen Braunkohle den größten Teil des enthaltenen Wassers. Anschließend wurden die durch die Röhrentrockner gegangene Kohle durch Druck und Verdichtung zu Briketts geformt. Die einheitlichen Ziegel konnten unabhängig von der Jahreszeit produziert werden, und ließen sich wesentlich besser stapeln, transportieren und lagern. Später imprägnierte man sie mit Pech, um sie vor eindringender Feuchtigkeit zu schützen.

Zur Jahrhundertwende stellten die Fabriken in Neukirchen und in Gnandorf Braun­kohlenbriketts her. Jedes Jahr brachten sie jeweils rund 100 000 000 Stück des neuen Brennstoffziegels aus.

Zusammengestellt von Marco Kraft (2012)