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Über die Entstehung des Begriffes „Brikett“

Im Commissions-Verlag von Ludwig Hofstetter in Halle erschien 1890 der Bericht zum IV. Allgemeinen Deutschen Bergmannstag, welcher ein Jahr zuvor statt fand. Im seinem Vortrag „Über die Maßregeln zum Schutze gegen Selbstentzündung usw.“ nimmt Bergrat Carl-August Schroecker, Generaldirektor der Riebeck’schen Montanwerke zu Halle a. S., zur Namensgebung eines aufkommenden Braunkohlenproduktes Stellung.

Hierzu hielt der Reichstagsabgeordnete und Königliche Oberbergrat Otto Taeglichsbeck als Schriftführer der Veranstaltung fest:

Bevor ich nun schliesse, meine Herren, möchte ich Ihre Aufmerksamkeit noch auf den Ausdruck „Briket“ selbst und seine Schreibweise lenken. (Heiterkeit).

Das Bestreben, die Fremdwörter so viel als möglich aus unserer Muttersprache zu verdrängen, hat auch dahin geführt, für das Französische Wort „Briquette“ einen Deutschen Ausdruck zu suchen. Namentlich leiste darin der Ingenieur Preissig in seinem Buche „Die Presskohlenindustrie“ Hervorragendes. Man begegnet darin Ausdrücken wie „Presskohle“, „Braungrosskohle“, „Darrkohlenstein“, „Darrgrossstein“, „Darrstein“ neben dem Fran­zösischem „Briquette“.

Glücklicherweise hat er hierin keine Nachfolger gefunden. Am einfachsten würde würde es sein „Pressstein“ zu sagen. Das verbietet sich jedoch, weil in unserem Oberbergamtsbezirk auch noch Presssteine nach Art der Ziegelsteine aus mit Wasser angemengter Braunkohle hergestellt werden, welche noch vielfach sehr gern gebrannt werden und unter dem Ausdrucke „Nasspressteine“ bekannt sind. Zum Unterschiede von diesem müsste man also statt „Briket“ das Wort „Trockenpressstein“ gebrauchen, d. i. ein durch trockene Pressung dargestellter Stein.

Alle anderen Ausdrücke sind theils ungenau, theils führen sie zu falschen Vorstellungen, wie der Ausdruck „Darrstein“. Das Briket ist kein durch Darren, sondern durch Pressen gewonnener Stein; auch die dazu verwendete Kohle wird nicht gedarrt, d. h. ihres Wassergehaltes vollständig beraubt, sondern nur getrocknet. Wortbildungen wie „Darrsteinpresse“ oder Wendungen wie „das Verpressen der Kohle zu Darrsteinen“ enthalten eine contradictio in adjecto und sollten deshalb nicht gebraucht werden.

In der That liegt auch ein Bedürfniss zur Bildung eines deutschen Wortes für Briket gar nicht vor; mein Vorschlag geht deshalb dahin, das Französische Wort beizubehalten, aber Deutsch zu schreiben, d. h. mit der Endsilbe „ket“, wie wir es z. B. mit Parket auch thun.

Meine Herren, ich habe die Ehre hiermit zu schliessen. (Lebhaftes Bravo!).

Zusammengestellt von Marco Kraft (2012)