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Neukirchen-Wyhra, seine Braunkohle, Anfang und Ende

Über Jahrhunderte hat der Braunkohlenabbau im Tagebau, aber auch mit untertägigen Abbauverfahren die wirtschaftliche und auch die soziale Entwicklung im Raum Leipzig-Borna-Altenburg beeinflusst und zeitweise sogar maßgeblich bestimmt.

Nach den entscheidenden Veränderungen auf dem Energiemarkt mit Erdöl, Erdgas, Kernenergie und regenerativen Energieformen sind völlig neue Landschaften auch zwischen Leipzig und Borna sowie rings um Borna im Neuseenland entstanden. Neue Landmarken wie Bagger und Absetzer im Bergbautechnikpark nahe der Autobahn 38, stillgelegte und z. T. nachgenutzte, prächtige Industriebauten wie die Brikettfabriken Witznitz und Neukirchen, aber eben auch die Seen Markkleeberg, Störmthal, Zwenkau, Hain, Haubitz und Bockwitz bestimmen das Bild, das sich ein Besucher vom Raum Borna machen kann. Aber es gibt auch viele kleinere besuchenswerte Erinnerungen an den Bergbau. Sie wurden durch die Nutzung von ehemals bergbaulich genutzten Flächen möglich, es sind neue und alte Technikdenkmäler.

Dazu gehört auch, die, auf dem vom ehemaligen Bleichertschen Kohlenwerk ausgekohlten Tiefbaufeld, vom Mühlenbauer Gerhard Artelt errichtete „Artelt-Neu-Holländer-Mühle“. An deren Standort wurde zwischen 1894 und 1898 Braunkohle in etwa 15 Metern Teufe untertägig im Bruchbauverfahren abgebaut. Die bis nach übertage durchschlagenden Brüche wurden später mit Abraummassen (Kiesen, Sanden, bindigen Böden) des späteren Bleichertschen Tagebaus verkippt, sodass heute das Gelände nicht ohne weiteres als ehemaliges Abbaugebiet zu erkennen ist. Deutlich war es aber zu sehen, als der Erbauer der Mühle die Baugrube ausheben ließ und ihn die Brüche zu zusätzlichen Maßnahmen bei der Fundamentierung der Mühle zwangen, auch mit einem durchaus freundlichen Ergebnis: Es entstand im Keller der Mühle ein als Restaurant dienender Weinkeller.

Bergleute und Mühlenbauer waren vor allem im Mittelalter die alleinigen Vertreter der Maschinenbaukunst. Auch die Werkzeuge waren zum Teil gleich: Äxte, Bohrer, Haspel und Winden. Sie mussten die Kunst der Vermessung und die Grundzüge der Mathematik beherrschen.

Wasser und Wind waren die Energieträger, die neben Tieren (z. B. Pferdegöpel) ihre Maschinen antrieben. Im Erzgebirge kann man derartige Techniken noch sehen, z. B. die Hammerwerke der ehemaligen Erzaufbereitungen. Bergbau- und Mühlentechnik haben auf einigen Gebieten eine gemeinsame Entwicklung durchlaufen. Bergleute lernten von Mühlenbauern und diese von den „Wasserkünsten“ der Bergleute. Deshalb wird im Folgenden der Bergbau im Raum Neukirchen-Wyhra betrachtet, auch wenn nach den vergangenen Jahrhunderten sich die Techniken nicht mehr gleichen.

Weitere Kapitel auf Anfrage:
Die eisenbahnlose Zeit
Die Entwicklung ab 1872, die Zeit der Eisenbahnen
Die Presse und der Beginn des Bergbaus (Auszüge Bornaer Tageblatt)
Lohn und Lebenserhaltung der Bergarbeiter
Wie ging es weiter?

Geschrieben von Rudolf Lehmann (2011)