In Nordwestsachsen setzte der Braunkohlebergbau später ein als im heutigen Ostthüringen und im jetzigen Süden Sachsen-Anhalts. Die Zentren der mitteldeutschen Braunkohlenförderung lagen Mitte des 19. Jahrhunderts um und zwischen Altenburg, Zeitz und Halle. Südlich von Leipzig konzentrierte er sich auf die Ränder der Hauptflöze des noch nicht erschlossenen Bornaer Reviers, deren Reichtum lag unter einer dicken Deckschicht aus Sand und Erde.
Um 1860 gelang schließlich das Anlegen von Tiefbauschächten, um die Rohkohle zwischen Borna, Zwenkau und Groitzsch bergen zu können. Bis zum Beginn der 1870er Jahre entwickelten sich die Bergwerke in Nordwestsachsen bereits so weit, dass das „Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann“ der Königlichen Bergakademie zu Freiberg damit begann, umfassende Statistiken zum Braunkohlenbergbau vorzulegen. Die „Jahrbücher“ kennen für diese Zeit bereits mehr als 120 verschiedene Werke, von denen viele nur wenige Jahre in Betrieb waren, und in denen meist kaum mehr als zwei Dutzend Bergleute gruben.
Durch das Abteufen immer neuer Schächte, die die 8 bis 11 m mächtige Deckschicht durchdrangen, und durch das Eröffnen von Braunkohlewerken, die das gewonnene Material maschinell zu Nasspresssteinen verarbeiten konnten, gewannen die im Leipziger Süden liegenden Betriebe schließlich an Bedeutung. Die Einführung des Röhrentrockners im Jahr 1886 vervollständigte die Entwicklung vom handgestrichenen Torfziegel zum millionenfach ausgebrachten Brikett.
Die Werke um Borna unterstanden damals noch der Berginspektion Chemnitz. Am 1. April 1898 erfolgte schließlich die Gründung der Berginspektion Leipzig.
In diese Zeit fällt eine Reihe für das Bornaer Revier bedeutender Unternehmensgründungen. Entlang der Bahnlinie von Neukieritzsch nach Chemnitz, sowie der von Neukieritzsch in Richtung Altenburg und Hof, eröffneten neue, größere Braunkohlewerke ihre Gruben, Kraftwerke und Brikettfabriken. Diese Phase endete 1911 mit dem Bau der Witznitzer Kohlenwerke nördlich von Borna. Zeitgleich verschob sich die Art der Braunkohleförderung vom bergmännischen Tiefbau zum Profit versprechenden Tagebau.
Geschrieben von Marco Kraft (2012)